Wie bin ich zu meinem Beruf gekommen?

Als ich mitte der 80er-Jahre mit der IT gestartet bin, gab es kaum ein Unternehmen, das PCs im Einsatz hatte. Mit dem C64 hatten wir damals rumgespielt und mit der Programmiersprache Basic hatten wir kleine Programme geschrieben. Besonders toll war dann, wenn das, was man programmierte, am Ende auch funktionierte. Ich war rundum begeistert und konnte mir sehr gut vorstellen, was man damit alles machen konnte.

Als ich dann richtig in die Arbeitswelt gestartet bin, führten die ersten Unternehmen einzelne PCs ein. Meine Kolleg:innen in der Personalabteilung standen der Sache sehr skeptisch gegenüber und hatten eigentlich kein großes Interesse daran.

Mich brauchte man nicht mehr zu begeistern! Ich kannte schon das Textverarbeitungsprogramm WordStar2000 und Multiplan aus dem später Excel entstanden ist. Somit hatte ich schon ein wenig IT-Erfahrung sammeln können. Mein Ehrgeiz war gepackt und mein Hauptinteresse galt meinen Kolleg:innen. Ich wollte sie unbedingt von dem Gerät und den damit verbundenen Vorteilen überzeugen. Man muss wissen, dass wir damals alle unsere Serienbriefe noch mit einer IBM-Kugelkopf-Schreibmaschine geschrieben hatten. Jeder Fehler wurde also bestraft und wir mussten von vorn anfangen. Grund genug das jetzt zu ändern!

Damals wie heute stand ich vor einem Changemanagement-Prozess. Ich wusste, es wird bei meinen Kolleg:innen nicht funktionieren denen einfach ein Gerät vor die Nase zu setzen und dann zu glauben, dass dieses Gerät sofort angenommen wurde. Es war zum einen die Angst etwas falsch zu machen und diese Angst war damals durchaus berechtigt. Zum anderen gab es aber auch die Hürde mit dem Umgang der Programme.

Für mich war klar, ich muss erst mal alle Probleme aus dem Weg räumen und alles so vorbereiten, dass meine Kolleg:innen sofort damit starten konnten. Mit kleinen Schritten habe ich dann begonnen unseren Schriftverkehr auf dem Gerät abzubilden. So haben sie den Bezug zu ihrer Arbeit erkannt und ich habe die Akzeptanz geschaffen. Dann habe ich die grundlegende Bedienung humorvoll, wie ich bin, erklärt. Das kam schon mal gut an und brach das Eis. Danach habe ich sie einfach spielen lassen und sie durften ihre ersten Produkte ausdrucken. Die Gesichter zu sehen, diese Entspanntheit und den völligen Verlust der Angst gab mir ein so gutes Gefühl. Und bis heute geht es mir so, wenn ich meinen Kunden und Kundinnen einen solchen Full-Service bieten darf.

Dann kam die alles entscheidende Aussage und Frage meiner Kollegin: „Mensch, du machst das so toll. Warum machst du das nicht zu Deinem Beruf?“ Irgendwie hatte ich das noch gar nicht auf dem Schirm, denn schließlich gab es einen solchen Beruf noch nicht. Dennoch besaß ich genug IT-Erfahrung und meine Kolleg:innen signalisierten mir ja bereits, dass meine Trainings gut ankamen. Ich brauchte einfach diese Bestätigung und kurz danach wurde mir die Entscheidung mich von einer Personalsachbearbeiterin in Richtung Personalreferentin weiterzuentwickeln genommen. Ich erlebte meinen zweiten Sozialplan und wurde wie alle Mitarbeiter:innen, die weniger als 2 Jahre angestellt waren, mit einer Abfindung verabschiedet.

Am 14. Februar 1994 machte ich mich Selbstständig und habe es bis heute nicht bereut!

Ich kann nur alle, insbesondere Frauen, ermutigen in die IT einzusteigen. Hier wird es nie langweilig! Es kommt immer wieder was neues! Die Verbindung zur eigenen Berufserfahrung bildet so einen ganz neuen Beruf heraus. Diese Kenntnisse wird es so schnell nicht als Ausbildungsberuf geben, weil es eine individuelle Dienstleistung ist. Eine Dienstleistung, die andere auch brauchen könnten.